Zur Lage und Geschichte des Kerbschen Bergs

Zwischen Dingelstädt und Kefferhausen erhebt sich an der Unstrut und an der Kanonenbahnstrecke der Kerbsche Berg – ehemals Kirchbergischer Berg. Heute ist er mit seiner Wallfahrtskirche einer der sieben bekanntesten Wallfahrtsorte des Eichsfelds. Sein höchster Punkt liegt 375 m über dem Meeresspiegel.

Die zum Stadtgebiet Dingelstädts gehörende Anhöhe mit ihrer neuromanischen Kirche, dem Familienzentrum im ehemaligen Klostergebäude und dem zum Naturareal erklärten Gelände mit prächtigem Baumbestand, Kreuzweg und Tuffsteingrotten sowie dem südlich gelegene ehemaligen Paterfriedhof zählt zu den gern besuchten Orten des Eichsfeldes.

In der wechselvollen Geschichte des Kerbschen Berges folgten auf Stagnationen und Rückgänge immer wieder Zeiten des Neubeginns und Aufblühens, vor allem auch durch das im 19. Jahrhundert neu errichtete Franziskanerkloster.

Der Name "Kerbscher Berg" geht zurück auf "Kirchbergischer Berg" bzw. "Kirchberg", was darauf hindeutet, dass hier schon in frühster Zeit eine Kirche gestanden hat. Wie nahezu alle älteren Kirchen der Region war sie ebenfalls dem Heiligen Martin geweiht.

So ist der Kerbsche Berg bis heute Zeuge einer über Jahrhunderte währenden Glaubenstradition.

Der Kirche auf dem KB war ein Ort namens Kirchberg zugeordnet, der schon um das Jahr 1000 urkundlich erwähnt wird.

Ein noch heute existierender, sich über 150 m erstreckender Erdwall (Bodendenkmal) lässt vermuten, dass hier bereits vor dem Mittelalter eine Wallburg Siedlung der Franken war.

zw. 1134 u. 1464 urkundliche Erwähnung der Herren von Kirchberg mit großen Verdiensten
Anfang 16. Jh. Das ehemalige Dorf Kirchberg im Nordwesten des Berges existiert nicht mehr. Eine Kirche wird weiterhin erwähnt. Um die Kircher herum wurden Menschen bestattet.
1701 Stiftung einer neuen Kapelle zum „Hl. Martin“ (Holzkapelle)
1752-1764 Errichtung eines Freilandkreuzweges aus Sandstein im barockem Stil um den Kerbschen Berg herum – zum Teil auf dem Erdwall
1763/64 Pflanzung der ersten 80 Linden (heute Naturdenkmäler)
1813 Errichtung einer Helena-Grotte als 15. Station des Kreuzweges

Giebel der Kirche mit langer Freitreppe und Helenagrotte und Grablegungsgrotte rechts
Aufnahme um 1930
(Helenagrotte um 1970 wegen Baufälligkeit abgerissen)

1824 Einweihung einer neuen Kapelle mit dem Namen „Zum Heiligen Kreuz“
1829 Am Osthang werden im Freien Figuren der Blutschwitzung aufgestellt (Jesus in der Nacht vor seinem Tod und die schlafenden Jünger im Garten Gethsemane)
1862 Franziskaner bitten um Überlassung eines Platzes zur Gründung eines Klosters
1864-1866 Bau des ersten Klosterflügels für ein Niederlassung der Franziskaner. Einweihung des Klosters durch Bischof Konrad Martin
1875-1887 Aufhebung des Klosters in Folge des Kulturkampfes, die Brüder müssen das Kloster verlassen und kehren nach 12 Jahren zurück
1889/ 90 Bau der heutigen Kirche durch den Franziskaner-Baumeister Paschalis Graze
1901 Konsekration der Kirche zu Ehren des japanischen Franziskaner-Martyrers Petrus Baptist Blasquez und seiner Gefährten (16. Jh.)
um 1900 Die gemalten Stationsbilder des Kreuzweges werden durch Reliefs von W. Albermann ersetzt
1899-1901 Erweiterung des Klosters durch den Bau des Südflügels
1887-1903 Errichtung von Grotten am Osthang des Berges
1901 Anlegung eines Friedhofes für die Franziskaner mit Skulpturengruppe (-Franziskus umarmt den sich vom Kreuz lösenden Christus) südlich des Klosters
1911 Errichtung einer Statue des Hl. Franziskus von Josef Neyer am Fuße des Berges
nach 1918 Aufblühen des Klosters als religiöser Ort mit herausragender sakraler Gartenkunst

Der Kerbsche Berg wird über die Gottesdienste, seelsorgerische Gespräche und Beichtgelegenheiten hinaus Ziel von Sonntags- und Gruppenausflügen.

1944 Beschlagnahmung des Hauses durch die nationalsozialistischen Behörden. Die Brüder müssen ihnen ihr Kloster überlassen.Die Bewohnerinnen eines Seniorenheimes aus Neuss werden hier gepflegt.16 Seniorinnen finden an der Klostermauer ihre letzte Ruhestätte.
1946 Rückkehr der Franziskaner
seit 1961 Ort der jährlichen diözesanen Frauenwallfahrt
1966-1992 Noviziatskloster für die Franziskaner der ehemaligen DDR
1994 Die Franziskaner geben die Niederlassung Kerbscher Berg auf und verrichten auf dem nahegelegenen Hülfensberg im Südeichsfeld ihren Dienst.
1995 Die ersten beiden Ursulinen ziehen ein und leben zu dritt bis 2009 in kleiner Gemeinschaft im Klostergebäude. Einige Monate später folgt Prälat Paul Julius Kockelmann.

Das Bistum Erfurt übernimmt die Gebäude mit dem Klostergarten und richtet ein Familienzentrum ein. Haus und Garten werden in der Folgezeit entsprechend umgestaltet.  Die Kirche wird renoviert.

Kunstschätze in der Kirche

Die Kirche wurde Ende des 19. Jahrhunderts erbaut und ist dem hl. Petrus Baptista Blázques, dem Anführer der "Japanischen Märtyrer" von 1597, und seinen Gefährten geweiht.

Der neuromanische Innenraum ist hell, die Einrichtung farblich gut aufeinander abgestimmt. Die Kirche ist ausgestattet mit erstaunlich vielen figürlichen Darstellungen. Besonders erwähnenswert sind die "Beweinung Christi", um 1500, die Vierzehn Nothelfer, sowie eine "Anna Selbdritt" und verschiedene Heilige.

Die Kreuzgruppe mit vier Szenen aus dem Leiden Christi um den Tabernakel stammt aus der Erbauungszeit der Kirche. Die Orgel wurde 1891 von B. Speith gebaut und inzwischen auf 23 Register erweitert. Die letzte Renovierung der Kirche war 1994/95.

Vierzehnnothelfer Teil eines gotischen Flügelaltars aus dem 16. Jahrhundert

Kreuzigungsgruppe und Bilder aus der Leidensgeschichte im Altarraum

einige Figuren aus dem 16. Jh.

  • Anna-Selbdritt-Figur
  • St. Nikolaus, Hl. Jakobus, Hl. Ursula, Hl. Christina

aus der Erbauungszeit der Kirche

  • Hl. Elisabeth und Hl. Klara

Im Chorbogen sind vier Symbole der 4 Evangelisten abgebildet.

 

Krippe der Klosterkirche

(zu sehen vom 24. Dezember bis zum 2. Februar)

2003 Schenkung von über 40 mit Stoffen bekleideten Krippenfiguren an die Ehemalige Klosterkirche mit Familienzentrum. Menschen aus verschiedenen Jahrhunderten und verschiedensten Nationen und Generationen machen sich auf dem Weg zu Jesus.